Spaziergänge im Theresienthal

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Da war Schnee, bei uns, zwei Tage nur, und nur wenig.

Das Land war weiß, mehr Licht, trockene Kälte, schöner als Graustaubnebelwinter. Sehr viel schöner.

Ich mag das, die Gedanken in ein verzaubertes Land streifen zu lassen, selber zu streifen, tausend Wunder zu finden und zu vermuten.

Aber gleichzeitig, in der beheizten, schnellen, lauten Menschenwelt war auch etwas anderes, menschliches, angeblich aufregendes, zutiefst selbstbezogenes (selbstverliebtes):

Wieder einmal waren Wahlen gewesen, Landtagswahlen in der Steiermark. Und wieder einmal hatte die Protestpartei kräftig gewonnen. Ich nehme einmal an, sie haben nicht wegen ihres Programms und Gestaltungswillens gewonnen, sondern weil die Menschen protestieren wollten gegen das, was da in den letzten Jahren, Jahrzehnten passiert ist.

Das ist Demokratie, wenngleich eigentlich traurig, weil nicht in die Zukunft blickend, sondern in die Vergangenheit. Das ist systematisch aber in Ordnung so, insbesondere, da uns unsere Verfassung (eigentlich sich selber) vor leichtfertiger Änderung der Spielregeln schützt. Bei den nächsten Wahlen kann also wieder alles anders sein.

Was ganz eigenartig ist, sind die Begründungen der bisherigen Regierungs- bzw. "Großparteien". Die sind offenbar so in die laufenden Regierungsusancen, Ausschussarbeiten, Lobbyrankünen verwoben, dass sie ihre Erfolge und Misserfolge nur unter diesen Maßstäben bewerten können, gar nicht sehen (können), was die Bevölkerung so beschäftigen könnte. Und sie konnten und können - aus meiner Sicht - leider auch so gar nicht kommunizieren, warum sie welche Entscheidungen getroffen haben. Wer sollte da Verständnis aufbringen, mitgehen wollen, vielleicht zwei Jahre die Zähne zusammenbeissen wollen, bis dann ein goldenes Zeitalter anbricht.

Die einen halten sich für naturgegeben zum Regieren bestimmt, haben überall ihre "Freunde", die sie bedienen (sie die "Freunde" - und die "Freunde" sie), und dabei bemerken sie gar nicht, welch üblen Korruptionsduft sie verströmen. Das kann mich wirklich aufregen.

Die anderen haben sich verkasperlt (so nenne ich das einmal), und streiten in ihren Streberkreisen um ihr Kasperlhäuptlingsmeinungstum, weil mich können sie nicht meinen. Das kann mich wirklich traurig machen.

Darum sind die beiden abgestraft worden, und gewonnen hat eine Partei, die zwar offenbar populär kommunizieren kann, aber (nur, weil sie) von den Regierungsgeschäften wenig Ahnung hat bzw. (noch) nicht sehr in solche eingebunden ist und auch Unpopuläres (vielleicht auch wirkliche Wahrheiten) vertreten muss.

Dazu kommen noch die agierenden Persönlichkeiten. Tja: Geschmäcker sind verschieden.

Ich halte das alles für ein Trauerspiel, und ich befürchte, besser wird es so schnell nicht werden. Ich persönlich hätte lieber eine "harmonische Mitte", in der man gut leben kann, ohne Rachegelüste, Wut und Hass befriedigen zu müssen, ohne sich betrogen oder verarscht fühlen zu müssen. Aber ich glaube, das kann ich mir in nächster Zukunft leider nicht erwarten.

Warum kam es dorthin: In erster Linie weil wir Wähler uns zu viel, zum Teil Absurdes, erwarten. Darum glauben wir auch gern denen, die uns alles versprechen, auch wenn die Ziele der Versprechen siuch widersprechen.

Ich habe neulich meinen Dachboden wärmegedämmt, viel altes Zeugs gesichtet, geordnet, weggeworfen. Dabei sind etliche Erinnerungen hochgekommen, auch an meine früheste Kindheit, in der meine Eltern das Haus, in dem ich jetzt wohne, gebaut haben. Über Jahre, so weiß ich. Mit viel Eigenleistung, so weiß ich. Entbehrungsreich, so weiß ich. Obwohl beide Gutverdiener waren, so weiß ich auch. Als Kind war ich glücklich, da ist man mit dem Leben allein glücklich. Und ich glaube, auch meine Eltern waren glücklich.

Und jetzt fahre ich durch die Gegend, sehe viele neue Einfamilienhäuser, binnen Jahresfrist aufgestellt, mit Pool im Garten,und zwei Autos nigelnagelneu, wahrscheinlich geleast, parken davor. Die Gehälter müssen/mussten große Kaufkraft und Kreditwürdigkeit haben. Die Menschen sind unglücklich.

- Und viele sind jetzt halt auch zornig, weil sie sich in den letzten Jahren nimmer auf diese Weise verwirklichen können.

- Weil unser Geld immer zu den Anderen geht (bitte um nähere Definition der "Anderen" und Aufschlüsselung der Geldströme),

- weil die Gehälter (die Ehrfurcht der Chefs und der Anderen, die Kreditwürdigkeit, etc.) nicht ihrer Selbsteinschätzung entsprechen.

- Weil Horden von bärtigen, verkrätzten Ausländern menschenfressend durch die Städte ziehen, in denen sie glücklicherweise nicht wohnen,

- weil Weihnachten und das Bargeld angeblich abgeschafft werden sollen (beim Bargeld werden schon die Korruptis und die Mafia dafür sorgen, dass es nicht passiert),

- weil Winnetou nicht mehr als der Häuptling der Apachen angesprochen werden kann (vielleicht ist er ja eine Sie oder ein Es? Aber beim Karl May war er mehrere. Old Shatterhand hat ihn immer mit "Ihr" oder "Euch" angesprochen),

- und weil sie befürchten, für ihre Wohnung oder ihr Häuschen Millionärssteuer berappen zu müssen.


Millionärssteuer wahrscheinlich nicht, aber eine erhöhte Grundsteuer,
höhere Energiekosten, werden schon anfallen. Und so weiter, und so fort. Zwangsläufig wir müssen ja unser Budget sanieren; wir haben unser Konto heillos überzogen, indem wir das Geld in die Wirtschaft gepumpt haben, koste es, was es wolle, in der Krise. Und wenn wir jetzt sparen müssen, dann ist die vormalige Regierung schuld, und wir wählen sie ab.

Ich fürchte fast, das Sparen wird uns auf keinen Fall erspart bleiben, egal, welche Regierung in welcher Gebietskörperschaft kommen wird, weil unser Vermögen ist zu den Aktionären gewandert. Aber die sind wenigstens keine Ausländer - oder doch?

Und keiner erklärt mir, wie es weiter gehen soll, nicht über die nächsten vier Jahre hinaus. Das kann mich schon verdrießen.



So - genug gewütet!

Trotz allem kommt die Weihnachtszeit. Ein wenig Schnee, und sei er nur auf den Dächern und Wiesen, in den Parks und in meinem Herzen, könnten mich schon ein wenig selig machen.

Die Musikauswahl: Ich tanze gern, ich mag so swingende Nummern, Quickstep, Slowstep, Foxtrott....

Und außerdem nahem Weihnachten. Dem bin ich sehr verhaftet, aus Kindheitserinnerungen heraus.

Doch wenn jemand mir erzählt. ich möge mich auf den tieferen Sinn von Weihnachten besinnen, dann kann ich nicht mit Katholizismus, auch nicht mit einem Glauben an das Jesuskindlein ohne Papst.

Es funktionieren allenfalls "Frieden", "Besinnung", "Demut", aber auch Kitsch, der aber schon so abwegig sein muss, dass man damit keine Geschäfte machen kann.

Ich habe bereits mit der Weihnachtsdeko begonnen. Falls ihr mich besuchen wollt: Bitte nur mit leerem Magen!


Ach ja: Am Roman hab ich durchaus weiter geschrieben in den letzten Wochen. Mit ein wenig Sinnkrise. Es war mir zu wenig Herzblut in der Geschichte. Ich schreib gerade ein drittes Mal drüber, über die bereits bestehenden Kapitel.

Aber ich habe es noch nicht in die Theresienthal-Website eingepflegt:

Aber ich hab mein Wörterbuch aus den Spaziergängen hinzugefügt, und ergänzt, verbessert, erweitert. Ich finde es ganz interessant.




Wenn Ihr reinsehen wollt in den Romanentwurf, bitte folgenden Link klicken:


Und bitte nicht vergessen, gerade, weil wir alle Sorgen haben, gerade wegen der bevorstehenden Weihnachtszeit:

1: Nur wenn wir zusammenhalten, sind wir stark.

2: Auch wenn die Welt sich weiterdreht. DIESE Sorgen dauern an:

Vielleicht wollt Ihr ja helfen, mitarbeiten, spenden?

Österreich hilft Österreich

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